Pflanzen wurden im buddhistischen Japan in 2 Kategorien eingeteilt, eigentliche Gartenpflanzen (niwaki) und
uneigentliche, vermischte Gartenpflanzen (zoki). Zu den eigentlichen Gartenpflanzen gehören Bäume und
Sträucher der Sekundärwälder, z.B. Kiefer, Zypresse, Schattenglöckchen, Granatapfel, Stechpalme,
Buchsbaum, Ahorn, Kirsche, Magnolie, Azalee, u.a.
Die 2. Kategorie entstand im 8. Jahrhundert um Kyoto, dazu zählen alle Pflanzen, die nicht der 1. Kategorie
angehören, z.B. Fichte, Eibe, Schwertlilien, Chrysanthemen, Pflaumenbäume, Pfirsich, Buchen, Apfelbäume,
Rosen, Fünffingerstrauch, u.a. Wobei Schwertlilien und Pfirsich eine besondere Bedeutung in Japan haben:
Schwertlilien werden für den “Knabentag” am 5. Mai und Pfirsich für das Pfirsichblütenfest
(heute Mädchentag) gezogen. Daraus kann man schlussfolgern, dass die Gartenpflanzen, wie wir sie in Mitteleuropa
in fast jedem Garten finden, keine Gartenpflanzen im japanischen Sinne darstellen. Kunterbunte Blumen lenken zu sehr von
der natürlichen Schönheit der Landschaft ab, daher sind sie kaum in japanischen Gärten zu finden.
Wertvolle und geschätzte Eigenschaften sind:
- Form, Farbe und Glanz der Stängel, Stämme und Äste bestimmter, meist sommergrüner Laubpflanzen, z.B. alte Kiefern, Pflaume, Magnolie
- Glanz der Blätter und Nadeln, z.B. Ölbaum, Päonie
- Blüten von Kirsche und Azalee
- Beeren und Früchte, z.B. chinesische Quitte, Heiderose, Nandine
- Herbstlaub, z.B. Ahorn, Wachsbaum
Besonders die Jahreszeiten haben ihren Reiz. Im Frühling ist es das frische Grün und die Pflaumen-, Magnolien-
und Kirschblüte, die auf das Erwachen der Natur aus dem Winterschlaf deutet. Im Sommer stehen die Pflanzen und
Bäume im vollen Laub. Der Herbst taucht die Blätter in die verschiedensten Farben und im Winter verzaubert
Frost und Schnee die kahlen Äste der Bäume.
Behandlung der Bäume
Bäume werden in Japan geschnitten, um ihre natürliche Form hervorzuheben oder um bestimmte Formen anzudeuten.
Die Formgebung hebt z.B. in Hecken die Licht-Schatten-Wirkung plastisch hervor. Das Landschaftsbild sollte jedoch unbedingt
erhalten bleiben. Gestutzt werden sie zu Beginn der heißesten Sommerzeit, wenn die Bäume am stärksten
wachsen. Am schwierigsten ist das bei Kiefern, darum geschieht es per Hand mit einer Baumschere. In Kyoto z.B. zupft
man so viele Nadeln wie möglich aus, dadurch werden die Zweige transparent und die Landschaft kann durchscheinen.
In Tokio und Osaka dagegen wird diese Technik des Zupfens nicht angewandt, da starke Winde und Seebrisen die Kiefern
ruinieren würden.
Kiefer
Die Kiefer ist der beliebteste japanische Gartenbaum. Sie ist langlebig und problemlos umzupflanzen. Manche werden an
den Ästen mit Stricken verspannt, um ihnen eine bestimmte Form zu geben. Die Kiefer steht einer Sage nach symbolisch
für einen Wacholderbaum, der in Japan nicht wächst.
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Bodhibaum
Der Bodhibaum ist eine indische Feigenbaum-Art und wird botanisch Ficus religiosa bezeichnet. Buddha soll einst
in Bodh Gaya unter diesem Baum die Erleuchtung erfahren haben. Der Baum ist daher für Buddhisten heilig und wird in
südostasiatischen Ländern häufig angepflanzt. Bodhibäume werden sehr alt und bis über 30 m hoch.
In Sri Lanka befindet sich ein heiliger Bodhibaum, der nach der Legende im 3. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung von
einem Zweig des einstigen Baumes in Bodh Gaya abstammen soll. Jedes Jahr pilgern deshalb Tausende Buddhisten zu diesem Baum.
Bonsai
Die japanische Kunst, zwergwüchsige Pflanzen zu kultivieren, stammt ursprünglich aus China. Die Technik besteht
darin, kleine Gefäße zu verwenden, die Pflanze mit wenigen Nährstoffen zu versorgen, das Wurzelwachstum
zu begrenzen, Zweige mit Drähten zu arrangieren und zu beschneiden.
Moose und Gräser
Moose und Gräser sind besonders für Regionen geeignet, wo keine Bäume, Kies- oder Wasserflächen sind.
Es gibt in Japan ca. 40 Moosarten, die meisten bilden dichte teppichartige Decken, manche auch buschähnliche Klumpen.
Wo wächst Moos?
Moos wächst besonders unter Bäumen, an schattigen Stellen und auf wenig durchlässigen Böden.
Um Moos selbst anzupflanzen, muss der Boden entsprechend vorbereitet werden. Die traditionelle Bodenvorbereitung in Japan
sieht eine 6 mm starke Sandschicht vor, darauf grobe Roterde und eine Schicht Lehmboden. Das Moos wird in den Lehmboden
gepflanzt. Dünger und Leitungswasser sollten nicht eingesetzt werden, da sie die Farbe beeinträchtigen.
Moos bevorzugt natürliches Grundwasser. Es darf nicht niedergetreten werden, weil es sich nicht mehr erholt.
Gräser
Gras wurde im 17. Jh. als Bodendecker beliebt. Japanisches Gras ist nur im Frühjahr und im Sommer grün und
verfärbt sich im Winter bräunlich. Es braucht wegen schwachem Wachstum nicht gemäht zu werden.
Feldgras (noshiba) ist das häufigste wildwachsende Gras in Japan. Die Herbstfärbung verleiht diesem
Gras eine schöne Goldfarbe. Verwendung findet es wegen seiner festen Verwurzelung vor allem zur Befestigung von
Teichufern und Böschungen.
Koreanischer Rasen (Korai-shiba) wurzelt nicht so gut und ist nicht so schön wie Feldgras, dafür aber
pflegeleichter.
Pampasgras findet man häufig am Teichrand.
Es werden in vielen Gärtnereien oder Baumschulen Gräser angeboten, die sich hervorragend für die Gestaltung
eines japanischen Gartens eignen.
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